1982 - Das Parsifal-Mosaik by Robert Ludlum

1982 - Das Parsifal-Mosaik by Robert Ludlum

Autor:Robert Ludlum [Ludlum, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453432925
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 1979-12-31T23:00:00+00:00


21

Als erstes spürte er die Wärme. Er schlug die Augen auf; sein Blick war verschwommen.

Der beißende Geruch in seiner Nase verursachte ihm Übelkeit; man hatte ihn mit reinem Äthyläther betäubt.

Er sah Flammen, Holzscheite, die hinter einem Drahtgitter brannten, und rings um das Gitter unverputztes Mauerwerk, ein großes Rechteck.

Er lag vor dem Kamin auf dem Boden, man hatte ihm den Mantel ausgezogen, seine feuchten Kleider wurden ihm unangenehm warm. Aber noch etwas war unangenehm und drückte ihn im Rücken: das Messer. Er war dankbar für den Schmerz. Er wälzte sich langsam herum, Zentimeter für Zentimeter, die Augen halb geschlossen, und versuchte, im Licht des Feuers und einiger Tischlampen soviel wahrzunehmen, wie er konnte. Er hörte unterdrückte Stimmen; hinter dem braunen Sofa am anderen Ende des Raums sprachen zwei Männer leise miteinander. Die beiden Aufpasser hatten seine Bewegung nicht bemerkt. Der Raum war mit massivem, funktionellem Mobiliar eingerichtet; dicke Teppiche lagen auf dem Holzfußboden, vor den Fenstern hingen rotkarierte Vorhänge. Es war ein schlichtes Wohnzimmer in einem ländlichen Bauernhaus, nicht mehr und nicht weniger, da gab es keinen Gegenstand, der einen auf die Idee hätte bringen können, er gehörte eigentlich in eine andere Umgebung. Der Raum wirkte spartanisch, so, als fehlte die weibliche Hand.

Michael bewegte langsam den Arm, um auf die Uhr zu sehen. Es war ein Uhr früh; er war fast fünfundvierzig Minuten bewußtlos gewesen.

»Hey, er ist wach!« rief einer der Männer.

»Hol Mr. Kohoutek«, sagte der andere und näherte sich Havelock. Er ging um das Sofa herum und blieb stehen, griff unter seine Lederjacke und holte eine Pistole heraus. Grinsend hielt er die spanische Llama in der Hand und strich ihr über den Lauf. »Gutes Eisen, Mister. So ein feines Exemplar habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Besten Dank.«

Michael wollte gerade antworten, als die schnellen, schweren Schritte eines anderen Mannes, der mit einem dampfenden Teeglas in der Hand aus dem Korridor hereinkam, ihn bremsten. »Du gehst ja recht großzügig mit Kleinigkeiten um«, dröhnte Janos Kohoutek. »Sei vorsichtig, sonst läufst du barfuß im Schnee.« »Nie shodz sniegu bez butow.«

Kohouteks Akzent ließ erkennen, daß er aus den Karpaten südlich von Otrokovice stammte, und was er in bezug auf das Barfußgehen im Schnee gesagt hatte, so war das eine tschechische Redensart, wie man sie in Mähren gegenüber jungen Leuten benutzte, die sich ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienten. Um zu verstehen, was Kälte ist, muß man barfuß im Schnee gehen.

Kohoutek trat um den Aufpasser herum und war jetzt in voller Größe zu sehen. Er war ein Bulle von einem Mann, das offenstehende Hemd spannte sich um seine kräftige Brust. Er war nicht groß, eher gedrungen. Der einzige Hinweis auf sein Alter stand in seinem Gesicht ... tiefe Falten hatten sich dort eingegraben, die Spuren gehetzten Lebens. Die heiße, dunkelbraune Flüssigkeit im Glas war Tee - schwarzer Karpatentee - und der sechzigjährige Mann, der das Glas hielt, war der Geburt nach Tscheche, der Überzeugung nach Mähre.

»Da ist ja unser Eindringling!« dröhnte er und starrte Havelock an. »Ein Mann mit Pistole, aber ohne Papiere - nicht einmal einen Führerschein oder eine Kreditkarte hat er bei sich.



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